Männer & Bewerbung

Das Schreiben einer Bewerbung hat sich in den letzten 30 Jahren stark verändert. Was ist passiert?

Als ich das erste Mal eine Bewerbung geschrieben habe, war das ein kleines Event. Ich saß stundenlang am Schreibtisch, schrieb mein Anschreiben mit dem Kugelschreiber vor, tippte es dann auf der elektrischen Schreibmaschine sauber ab – Korrekturband immer griffbereit. Mein Lebenslauf war ordentlich gegliedert, die Zeugnisse sorgfältig kopiert, das Bewerbungsfoto frisch vom Fotografen. Alles kam in eine Bewerbungsmappe aus Plastik, und die legte ich dann entweder persönlich beim Empfang ab oder schickte sie per Post – natürlich mit Einschreiben. Rückmeldung? Manchmal kam ein Brief, manchmal nie.

Heute läuft das anders. Meine letzte Bewerbung habe ich mit drei Klicks abgeschickt. Kein Papier, kein Porto, keine Unterschrift. Dafür ein PDF mit einem klar strukturierten Lebenslauf, einem modernen, freundlichen Foto und einem kurzen, knackigen Anschreiben. Alles digital, alles schnell. Die Bewerbungswelt hat sich radikal verändert – und mit ihr die Anforderungen. Besonders für jemanden wie mich, der die 50 überschritten hat.

Aber genau hier liegt die Chance. Wo früher vor allem formale Abschlüsse und steile Karrieren gefragt waren, zählen heute oft andere Dinge: Persönlichkeit, Erfahrung, emotionale Intelligenz. Ich habe gelernt, dass ich mit über 50 nicht die hippen Start-up-Vibes imitieren muss, sondern das zeigen darf, was mich ausmacht: Gelassenheit, Weitblick, Menschenkenntnis. Natürlich musste ich auch umlernen. Begriffe wie „digitale Tools“, „CRM-Systeme“ oder „Remote Work“ waren mir lange fremd – aber sie gehören heute einfach dazu. Also habe ich mich reingefuchst, Webinare besucht, an meinem LinkedIn-Profil gefeilt.

Was mir besonders wichtig war: den Spagat zu schaffen zwischen moderner Darstellung und authentischer Geschichte. Mein Lebenslauf zeigt nicht nur Stationen, sondern auch Wendepunkte. Mein Anschreiben erzählt, warum ich heute noch genauso motiviert bin wie früher – vielleicht sogar mehr, weil ich weiß, was ich will. Und meine E-Mails sind klar, freundlich und direkt – so, wie ich auch im echten Leben bin.

Natürlich gibt es auch Hürden. Manche Recruiter schauen auf das Alter und denken, man sei nicht mehr flexibel oder zu teuer. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Wer mit 50+ offen bleibt, sich weiterbildet und ehrlich über seine Stärken spricht, wird oft genau dort gebraucht, wo junge Teams von Erfahrung profitieren können.

Heute sehe ich Bewerbungen nicht mehr als Pflichtübung, sondern als Chance zur Selbstdarstellung. Nicht übertrieben, sondern echt. Ich bin kein Digital Native – aber ein „Digital Learner“, und das mit Leidenschaft. Ich bringe nicht nur Berufsjahre mit, sondern auch Lebenserfahrung. Und ich bin überzeugt: Wenn das rüberkommt, dann ist das Alter kein Hindernis – sondern ein Bonus.

 

FAZIT 

Bewerben mit über 50 ist heute eine Mischung aus Tradition und Transformation. Die Zeiten der klassischen Bewerbungsmappe sind vorbei – gefragt ist digitale Präsenz, Klarheit und Authentizität. Wer bereit ist, sich auf neue Formate und Technologien einzulassen, muss sein Alter nicht verstecken – im Gegenteil: Erfahrung, Souveränität und Menschlichkeit sind heute wertvoller denn je. Entscheidend ist, nicht stehenzubleiben, sondern die eigene Geschichte selbstbewusst weiterzuschreiben. Denn am Ende zählt nicht, wie alt du bist, sondern was du mitbringst – und wie du es zeigst.

 

Welche Punkte man als über 50-Jähriger beim Bewerbung schreiben beachten soll, findet Ihr im Download unter: 6. 50 und Bewerbung

 

Bildrechte: Wir bedanken uns bei viarami, der uns die Bilder über www.pixabay.com kostenlos zur Verfügung stellt.

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